Buchvorstellung: „The Toybag Guide to Age Play“

Wenn man sich eine Weile mit der internationalen Age-Play-Szene beschäftigt und dabei den einen oder anderen Podcast hört oder in verschiedenen Blogs schmökert, stößt man früher oder später auf den Künstler, Autor und Sexpositivisten Lee „Bridgett“ Harrington.

Lee Harrington beschränkt sich keineswegs auf eine sexuelle Spielrichtung, allerdings scheint Age-Play durchaus zu seinen Favoriten zu gehören. So wundert es nicht, dass er auch zu diesem Thema ein Buch geschrieben hat:

Nachdem ich Lee Harrington bisher immer als einen extrem enthusiastischen, lebens- und vor allem sexbejahenden Autor und Sprecher wahrgenommen habe, wurde ich nach dem ersten Überfliegen dieses Buches zunächst ein wenig enttäuscht. Es liest sich eher wie ein nüchterner Ratgeber und lädt weniger zum Ausprobieren ein, als ich das bei ihm erwartet hätte.

Das Hauptthema des Buches sind Rollenspiele, bei denen es vorrangig darum geht, das eigene Alter als dynamische Größe aufzufassen und sich im Rahmen des Spieles älter oder jünger zu geben (=Age Play). Wie immer an dieser Stelle weist er darauf hin, dass es ausschließlich um mündige Erwachsene geht, die in gegenseitigem Einverständnis gemeinsam spielen.

Dass er sich ganz allgemein mit derartigen Rollenspielen gut auskennt und in dem Bereich eine Menge Erfahrung hat, nimmt man ihm sofort ab. So beschreibt er zum Beispiel an verschiedenen Stellen, wann die Spieler mit emotionalen land mines – also verborgenen Traumata, die plötzlich während des Spiels „hochgehen“ können – rechnen sollten und wie sie damit umgehen können.

Seine Erfahrung kann er auch ausspielen, wenn er verschiedene Kategorisierungen einführt und so zum Beispiel alle Rollen des Age-Play-Spektrums in Überkategorien (universeller, kultureller bzw. persönlicher Archetyp) einteilt oder Rollenspielarragements nach ihrem zeitlichen und emotionalen Investment unterteilt. Zumindest für mich war diese Betrachtungsweise neu  und durchaus interessant.

Insgesamt gesehen hat sich – zumindest für mich persönlich – der erste Eindruck auch nach dem vollständigen Lesen bestätigt: Es wirkt auf mich leider recht trocken und geht immer wieder auf drohende emotionale Probleme und Konflikte ein. Das sind mit Sicherheit alles keine schlechten Ratschläge, aber so richtig will da bei mir der Funke der Begeisterung nicht überspringen.

Das Buch richtet sich meiner Einschätzung nach vor allem an Leute, die wirklich im engeren Sinne Age-Play-Rollenspiel praktizieren (wollen) und dazu noch ein wenig Hintergrundinformationen suchen. Es ist nicht das Buch, das einem das Blaue vom Himmel verspricht oder detaillierte Tipps zur liebevollen Ausgestaltung einer Szene gibt. Und, damit nachher niemand enttäuscht ist: Das Wort diaper kommt zwar vor, ist aber wirklich nur eine Randnotiz.